Angreifen trotz Unterwerfung

      Angreifen trotz Unterwerfung

      Hallo,

      hab noch mal ne Anmerkung zu meiner Jack-Russel-Huendin, fast 2 Jahre alt.

      Hab ja schon erwaehnt dass sie sehr dominant ist und bei schwaecheren Hunden immer bisschen rumzickt und sie attackiert. Sie beisst nicht, aber sie geht voll drauf und zeigt wer der Boss ist.

      Das seltsame ist, selbst wenn ein Hund sich ihr total unterwirft, dass hatten wir erst vor einer Woche, da hoert sie trotzdem nicht auf. Ein 4-Monate alter Mischlingswelpe (trotzdem grosser als unsere Kessy) hat sich ihr sofort unterworfen und sich auf den Ruecken gelegt. Kessy hat geschnuppert und ist dann trotzdem auf sie los.

      Das ist doch nicht normal oder? Gottseidank passiert da nie was, denn sie beisst ja nicht, aber sie macht dadurch anderen Angst.

      Mittlerweile verstehen sie sich blendend und spielen wie verrueckt, dass Eis ist gebrochen und Kessy hat den Welpen akzeptiert. Schon komisch, es ist oft so dass sie wochenlang rumzickt mit einem Hund, und dann ploetzlich wird gespielt. Aber nur wenn der andere Hund dann mutig genug ist sie aufzufordern. Die Hunde die aengstlich und verschuechtert bleiben, die attackiert sie weiterhin.

      Kennt jemand sowas? Verstehe es absolut nicht warum sie dass tut wenn andere Hunde sich ihr unterwerfen.

      Gruss Delia
      Hallo, Delschn!

      Dein Satzfragment "ist dann trotzdem auf sie los" interpretiere ich so, dass sich der "gegnerische Hund" offenbar sehr bereitwillig untergeordnet - wohl auf den Rücken gerollt - hat, Deine Hündin eine Weile über diesem Hund gestanden ist. Plötzlich brach dennoch eine recht lautstarke Auseinandersetzung los. Mit symbolischem, aber nicht verletzendem Zubeißen.

      Ich vermute, dass dieses Verhalten hauptsächlich ggü gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu beobachten ist. Dass es bei einem vier Monate alten "Welpen" auftritt, macht es nicht zu einem Verhaltensdefekt, denn:
      -> bei starken Größenunterschieden, kann die "unpassende Größe" vom Hund stärker gewertet werden, als Geruch, Verhalten, Körpersprache u.a., was einen Hund eigentlich für einen Artgenossen eindeutig als Welpen kennzeichnet; weshalb der Hund evtl. gar nicht als "wirklicher Welpe" erkannt wird
      -> ein vier Monate alter Hund ist eigentlich auch gar nicht mehr Welpe; er steht vielmehr an der Schwelle, wie ein "vollwertiger Hund" behandelt zu werden
      -> zudem gibt es den absoluten Welpenschutz nicht
      -> hinzu kommt, dass Hündinnen auf fremde Welpen "kritischer" reagieren als Rüden
      (über all diese Aussagen könnte man trefflich streiten - da diskutieren auch noch die Fachleute ...)

      Das Verhalten Deiner Hündin möchte ich als normalen, wenn auch nicht unbedingt als für den täglichen Umgang schönen / vorteilhaften Zustand bezeichnen. Ich kenne zahlreiche dieser nur scheinbar unerklärlichen Vorfälle des Zubeißens trotz Unterwerfung, bei denen auch erfahrene Hundehalter stutzen. Hat man jedoch Videoaufnahmen angefertigt - oder verfolgt solche Hunde eine Zeitlang gezielt mit der Kamera - erkennt man meist winzigste Regelverletzungen auf Seiten des unterwürfigen Hundes. Der nach zwei Minuten Rückenlage Ansätze eines Aufstehens erkennen ließ, der ein unpassendes Murren einsetzt, einen Blickkontakt falsch erwidert uvm. Solche winzige Verhaltensfacetten erkennt man als Mensch (da sie in anderen, geduldeten Bewegungen untergehen) kaum - der (dominante) Hund hingegen sehr wohl. Und er weist diese, mit dem "Recht des statushöheren Tieres" zurück. Teils sehr lautstark, da für ihn ein Regelbruch, damit Rebellion gegen eine (gerade im Aufbau begriffene / auszumachende / zu bestätigende) Hierarchie erkennbar ist.

      Solange kein verletzendes Beißen erfolgt, ordne ich das unter korrektem Verhalten eines gesunden Hundes ein. Es ist lediglich störend für den Menschen, der lieber einen sanften Hund, der gleich mit jedem Artgenossen gut Freund ist, führen möchte. Deshalb würde ich "kritischen Hunden" ausweichen und nicht am Verhalten des eigenen Tieres herumfeilen.

      Warum sich solche Hunde nach einigen - für den Halter wie Feindschaft erscheinenden - Remplern bestens verstehen, erklärt sich damit, dass Deine Hündin anscheinend sehr darauf bedacht ist, von Beginn an klare Strukturen zu schaffen, nicht aber überaggressives Verhalten auslebt. Werden ihre Vorstellungen von Überlegenheit vom anderen Hund bedingungslos akzeptiert, steht dem freundschaftlichen Umgang nichts im Weg.

      Das Verhalten der Hunde, die "ängstlich und verschüchtert" bleiben, würde ich vor einer Beurteilung lieber selbst in Augenschein nehmen. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um Hunde, die die Vormachtstellung, die Deine Hündin immer gleich für sich beansprucht, nicht akzeptieren. Weshalb alle Interaktionen bei Auseinandersetzungen hängen bleiben. :sick:

      Servus
      age
      ich hab mich jetzt einfach mal wieder erkannt...
      mein jacky mix ist da genauso. er stürzt sich dann auf "sein opfer", macht laute knurr geräusche und versucht dann den anderen zu unterwerfen. dabei bleibt er meist in der nähe von der kehle des anderen.

      ich kenn meinen hund und weiß, dass es ungefährlich ist. er hat schon immer so gespielt. verletzt wurde noch nie irgendwer - und wenn der andere hund sich wehrt, ist eh sehr schnell ruhe. in dem moment, in dem er aber denkt, er ist der boss, versucht er den anderen hund zu unterwerfen.

      bei welpen ist er aber absolut vorsichtig. ein 16 wochen alter jacky hing ihm am ohr, seinem schwanz, seinem beinchen und er hat sich alles gefallen gelassen. kein knurren, nichts. dieses knurrverhalten zeigt er nur bei gleichgroßen oder größeren hunden.

      aufhören kann meiner nur dann nicht, wenn noch ein 3. hund im spiel ist. dann versucht er immer krampfhaft allen zu zeigen, dass er der stärkste ist. egal, ob der andere hund schon am boden mit allen vieren von sich gestreckt auf dem boden liegt. in der hundeschule musste ich ihn jedesmal mit schimpfen wegtragen. viel genutzt hat es nicht wirklich.

      wenn euer hund gut sozialisiert worden ist, dann bezweifle ich sehr stark, dass ernsthaft etwas passiert. und bei wirklich stärkeren hunden wird sie es auch nicht tun.
      Hallo,

      vielen Dank fuer Eure Antworten.

      Danke Age, es ist genauso wie du sagtest, sie stuerzt sich drauf, tut aber nichts, es sind nur laute Knurrgeraeusche und ins Fell zwicken und zerren, nichts ernstes. Und meistens nur bei Huendinen, bei Rueden kommt dies selten vor.
      Mittlerweile vertraegt sie sich super mit dem 4 Monate alten Hund. Nun gibt es nur noch eine Dalmatinerhuendin, die wir leider auch immer immer treffen. Sie sind beide vom Charakter her gleich stark und ich glaube wenn es zu einer Ausseinandersetzung kommt gibt keiner der beiden nach.

      Na ja mal sehen. Wenigstens bin ich froh dass ich Kessy nicht als "Problemhund" abstempeln muss. Viele Leute denken immer gleich Kessy sei ein Biest oder aehnliches. Dabei hat sie einfach nur eine sehr starke Persoenlichkeit.

      Danke auch Sass, gut dass man mit solchen Dingen nicht ganz allein dasteht.

      Viele Gruesse
      Delia