wie einige vielleicht bei meinem letzten Eintag mitbekommen haben, holten wir uns im Februar ein 1-jähriges Powerpaket namens Ben aus dem Tierheim. Bevor ich zur eigenlichen Frage komme, möchte ich etwas weiter ausholen. Ich hoffe, ihr seht mir das nach, aber ich möchte Bens Charakter erst einmal darstellen, bevor ich das Problem schildere.
Nach ein paar Startschwierigkeit kann man sagen, dass Ben sich wirklich gut macht und sehr lernwillig ist. Was uns anfangs extreme Schwierigkeiten bereitet hatte, war seine... ja, wie soll ich es nennen? Dominanz??? Ich weiß nicht, ob das die richtige Bezeichnung dafür ist. Er versuchte auf Teufel-komm-raus seinen Dickschädel durchzusetzen und wenn er damit keinen Erfolg hatte, folgte Zähnefletschen und Schnappen, was zum Teil mit blutigen Händen endete. Ich denke, das war letztendlich auch der Grund, warum er abgegeben wurde, die vorherigen Besitzer wurden ihm einfach nicht mehr Herr. Erziehung ist bei ihm eine Gratwanderung aus "fester-Hand", gepaart mit Konsequenz und gleichzeitig muss streng darauf geachtet werden, dass man ihn, bildlich gesprochen, nicht in die Ecke drängt. Da reagiert er eher offensiv. Er ist also kein "Jedermannshund". Freundlich und offen zu allen, aber stur wie ein Bock mit dem Hang, Probleme mit den Zweibeinern mit den Zähnen zu lösen. Aber das haben wir, wie eingangs erwähnt, mittlerweile im Griff.
Ein weiterer von Bens großen Pluspunkten ist, er liebt seine Artgenossen. Dabei ist er allerdings ein Rüpel, der die hündischen Etikette völlig außer Acht lässt. Ich denke, er hat sie einfach nicht gelernt. Heißt also, direktes Losstürmen auf Artgenossen, anrempeln als Spielaufforderung, aufspringen auf den Rücken und mit der Pfote ins Gesicht des Gegenübers steigen, wenn der Hund nicht auf seine vermeindlichen Spieleaufforderungen reagiert. Bislang sind ihm seine Pöbeleien relativ gut durchgegangen. Obwohl die Landseer-Hündin eines Bekannten auf seine Anpöbelversuche immer sehr unwirscht reagiert, hat sie bislang nur ihren Unwillen gezeigt, ihn aber ansonsten ungeschoren davonkommen lassen.
Da Ben also seine Artgenossen so sehr liebt und er, wenn mein Mann wieder arbeiten geht, vormittags alleine wäre, haben wir überlegt, mal in den umliegenden Tierheimen nach einer passenden Partnerin für ihn schauen. (er bleibt übrigens auch so, ohne Probleme ganz entspannt allein) Ich persönlich bin ein großer Verfechter der Zweihundehaltung. Bei Luna war das nicht möglich, da sie partout nicht alleine bleiben konnte und daher immer für eine Betreuung gesorgt werden musste. Und wer nimmt schon zwei große Hunde jeden Tag.
Langer Rede, kurzer Sinn, am WE ist Lilly, eine 4-Jährige dt. Schäferhündin bei uns eingezogen. Der zuständige Tierheimleiter meinte, dass sie für unsere und Bens Bedürfnisse ideal wäre. Eine ruhige und ausgeglichene kastrierte Hündin, die ebenfalls gerne spielt, sich aber von ihm nicht mobben lässt und sich gegebenenfalls zur Wehr setzt. Soweit so gut.
Das Problem ist jetzt, dass Ben sich nun aufführt wie ein verwöhntes Einzelkind. Also: mein Ball, mein Quietschie, meine Decke (wie übrigens auch die Decken Nr. 2, 3, 4 und 5), mein Garten, meine Nina und mein Tom, usw. Da sag ich ja auch erstmal nix. Die Hunde müssen sich aneinander gewöhnen. Kein Thema. Ein Thema ist es aber, wenn Ben Lilly zu spielen auffordert und, wie sollte es anders sein, sich dabei total daneben benimmt, also rempeln, auf den Rücken springen, ins Gesicht steigen. Wenn es ihr zuviel wird, dann warnt sie ihn zwei-, dreimal und dann wird sie unwillig (nicht aggressiv!)... und Ben haut sie so richtig in die Ecke. Gestern zwei mal und vorgestern dreimal. Er gibt dann erst wieder Ruhe, wenn sie unter ihm liegt and sich nicht mehr rührt. Wir haben uns bis jetzt nicht eingemischt, es floss kein Blut. Es war halt nur ziemölich laut. Das einzige, was ich tue, ist Ben beim spielen etwas ausbremsen, damit er nicht so grob ist.
Mittlerweile ist es aber so, dass Lilly ohne meine Begleitung nicht mehr in den Garten geht. Im Haus geht Lilly Ben eher aus dem Weg und Ben ist äußerst vorsichtig im Umgang mit ihr. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob sich das noch in den normalen Grenzen bewegt. Solche Situationen hatten wir noch nie. Unsere anderen Hunde waren in dieser Hinsicht immer relativ problemlos. Ich habe auch alle Spielzeuge für den Augenblick kassiert, damit hier kein Streit aufkommt.
Was ich eigenlich von euch wissen möchte, gibt es irgendwo einen Ansatzpunkt im hündischen Verhalten, an dem ich einen Hebel ansetzen kann, um der Situation etwas an Brisanz zu nehmen. Beide ignorieren? Sie einfach raufen lassen? Abwarten? Ich bin zwar eindeutig die Rudelchefin, aber Ben liebt meinen Mann, während Lilly sich vom ersten Tag an mir angeschlossen hat. Also einfach die Hunde aufteilen und den "Hund des anderen" ignorieren?
Mir täte es einfach in der Seele weh, wenn das mit den Beiden nicht klappen würde. Ich weiß, dass es jetzt noch zu früh ist, um etwas Endgültiges zu sagen. Aber ich habe halt auch Bedenken, wenn ich sehe, wie Lilly wie ein Geist von einem Fleck zum anderen huscht und versucht Ben auszuweichen. Zusammenliegen (mit ca. 15 cm Abstand )klappt aber auch manchmal, aber nur, wenn ich mit dabei bin. Also, was tun?
Her mit euren Ratschlägen!!! *g* Lilly soll nicht zurück ins Tierheim!
Liebe Grüße
Nina